"Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorüber in der man kann".
Marie Freifrau von Ebner Eschenbach
Was ist Zeit? Wenn man uns nicht fragt, wissen wir es. Wenn man uns danach fragt und wir eine Erklärung abliefern sollen, wissen wir es nicht. Alles was wir sagen können, ist, dass wir entweder zu wenig Zeit oder zu viel Zeit haben. Zu wenig Zeit haben ist nicht immer ein Nachtteil. Weil es uns wichtigmacht. Wer zu wenig Zeit hat, leistet viel. Wir bilden uns sogar etwas darauf ein, wenn wir keine Zeit haben. Es ist sozusagen ein Statussymbol. Denkt nur an ein Handy. Es dient dazu unsere ohnehin knapp bemessene Zeit zu zerstückeln. Es klingelt während wir alleine sind und wir haben keine Zeit mehr für uns. Wenn es klingelt wenn wir unter Leuten sind, haben wir keine Zeit mehr für die uns umgebenden Personen oder für den Anrufer. Je öfter das Handy klingelt, desto weniger Zeit haben wir. Je weniger Zeit wir haben, desto begehrter und erfolgreicher sind wir. Unsere ganze Größe scheint auf dem Zeitmangel aufgebaut zu sein. Hätten wir plötzlich Zeit, hieße es: Wir sind entbehrlich! Die anderen brauchen uns nicht mehr! Zu viel Zeit haben heißt: Wir warten, bis es endlich weiter geht.
Wir tun alles, damit die Zeit endlich wieder weniger wird: Wir sehen uns DVD´s an, wir streifen die Qual ab. Je mehr Zeit wir haben desto wertloser fühlen wir uns. Wir wollen schnellstmöglich zurück in den Kreis der Gehetzten. Denn unsere Religion ist Stress. Unsere Gedanken sind meist dort wo sie nicht sein sollten: in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Und wenn wir nicht dabei sind, daran zu denken was wir noch dringendes zu tun haben, grübeln wir. Wir grübeln endlos über Fehler die wir gemacht haben. Was wir alles hätten besser machen können. Was früher alles besser war, aber jetzt nicht mehr. Kaum kommen wir einen Moment zur Ruhe und der Nebel hebt sich, geht es schon wieder los: Bevor ich das oder jene machen kann, muss ich erst einmal die nächsten zwei Wochen hinter mich bringen, diesen oder jenen Kurs besuchen, die vorgeschriebene Muss-Liste abarbeiten. Meine Freundin müsste ich noch anrufen, die hat sich gestern scheiden lassen und meine pubertierende Tochter braucht noch eine Kopfwäsche weil sie gestern zu spät heim gekommen ist. Abnehmen müsste ich auch noch und mein Mann leidet, weil ich mich so wenig kümmere: „ Nie hast du Zeit“… Wenn ich das alles dann hinter mich gebracht habe, dann habe ich Zeit. Immer bleibt immer das schlechte Gewissen, das ich nicht gut genug bin, dass ich ineffizient bin, dass die anderen sagen…. Besser nix ändern….Du kannst also hier den heutigen Tag sitzen und glauben, dass du damit dieses Zeitmonster besiegst. Aber glaube mir, es handelt sich nur um eine kurzzeitige Beruhigung deines schlechten Gewissens. Es handelt sich hier nur um eine kurzzeitige Beruhigung deines schlechten Gewissens. Du brauchst keine Belehrung mehr darüber, was wichtig oder dringend ist. Alles was du benötigst, hast du bereits in dir. Du darfst nun endlich einmal Rechenschaft darüber ablegen, wofür du deine Zeit mit vollen Händen ausgibst. Rechne dir einmal aus. Wieviel Zeit dich all die automatisierten roboterhaften Handlungen kosten, die du tagtäglich machst, weil du glaubst, sie machen zu müssen, ohne wirklich mit deinem Herzen dabei zu sein. Wieviel Zeit kosten dich all die dienstbeflissenen Rennereien. Wer hat sich aller an deinem Leben bereichert ohne dass dir überhaupt bewusst bist, wie kostbar deine Zeit ist. Werde wieder faul! Faul sein heißt: absichtlich nicht das tun, was wir tun müssen- sondern das tun was wir tun sollten und zwar genau jetzt. Faulheit beinhaltet also ein aktives Moment, eine Absicht. Ein schönes Wort ist auch Muße. Muße heißt: Gelegenheit oder Möglichkeit etwas tun zu können. Dieses Etwas ist das, was wir tun sollten- in diesem, dem rechten Augenblick. Nur leider wissen wir oft nicht, was wir tun sollen. Wenn es darauf ankommt, sind wir immer zu sehr darauf fixiert, was wir tun müssen.