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Meine Freundin hat Parkinson Syndrom im fortgeschrittenen Stadium. Ich habe einen Artikel über diese chronische Erkrankung in der ZEIT gelesen und möchte nun sehen, wie meine Freundin Magdalena ihre Krankheit erlebt. ...weiterlesen "Leben mit Parkinson Syndrom"

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Kohärenzsinn

Kohärenz beschreibt das persönliche Empfinden einer bestimmten Situation. Dieses Empfinden ist abhängig von der Art und Weise wie ein Mensch die Welt sieht und wie er glaubt eine Situation bewältigen zu können.  Dabei spielt Urvertrauen und Vertrauen in sich selbst eine große Rolle. Wie ich man sich selbst wahrnimmt, entscheidet letztendlich über die Realität. ...weiterlesen "Kohärenzsinn"

Demenz und Wirklichkeit

Ich habe mich durch die Seminare der Basalen Stimulation in Pflegeheimen in letzter Zeit viel mit wahrnehmungseingeschränkten Menschen befasst. Ich bin zum Schluss gekommen, dass vor allem Menschen die an Demenz oder Alzheimer erkrankt sind uns allen als ein Spiegel unserer Zeit dienen. ...weiterlesen "Demenz und Wirklichkeit"

Ich habe heute Günther kennengelernt. Günther ist seit einigen Jahren an der Chronischen Krankheit Multiple Sklerose erkrankt. Das Gespräch mit ihm hat mir sehr zu denken gegeben. Günther sitzt seit einiger Zeit in einem elektrischen Rollstuhl. Er kann seine rechte Hand nicht mehr einsetzen um händisch die Räder zu bedienen, da sie bereits durch die Lähmungserscheinungen sehr geschwächt ist. Nachdem wir uns ein wenig über die Rollstuhltauglichkeit von Graz unterhielten, ("wenn ich über den Randstein nicht auf den Bürgersteig komme, fahre ich halt auf der Straße"), kam unser Gespräch auf seine häufigen Krankenhausaufenthalte. Er stellte fest, dass die Therapeuten ein festgefahrenes Programm fahren würden und viel zu wenig auf die Patienten eingingen. Als Beispiel erzählte er mir die Geschichte vom Physiotherapeuten eines Zentrums hierzulande: Als Günther eingeliefert wurde, war er sehr schwach und konnte der Aufforderung, den Gang entlang zu gehen nicht nachkommen. Nach drei Schritten musste er aufgeben und wurde wieder ins Zimmer befördert. Da Günther es aber gewohnt ist, sehr hart an sich zu arbeiten, trainierte er seine Muskulatur intensiv und kam so weit, dass er nach drei Tagen dem verdutzten Physiotherapeuten sagte, er wolle Stiegen steigen. Der Physiotherapeut sagte: „Na, dann wollen wir das einmal probieren“. Günther meinte ironisch: „Wir werden gar nichts probieren. Sie können ja, wenn sie wollen im Rollstuhl sitzen, während ich dreimal den Gang auf und ab gehe und dann Stiegen steige!“ So war es dann auch. So weit, so gut! Erstaunlich war nur der Umstand, dass der Physiotherapeut mit keinem Wort nachfragte, wie denn so etwas möglich ist. Er wollte nicht wissen, welche Übungen Günther macht. Er sprach nicht über ein Ziel oder eine gemeinsame Arbeit die der weiteren Entwicklung dienlich wäre. Er spulte einfach sein Programm herunter. Physiotherapie, eine Stunde bei Herrn XY erledigt. Konnte heute Stiegen steigen. Punkt.

In unseren, ach so technisch perfekten Institutionen, wo wir modernste Diagnostik und Werkzeuge zur Verfügung haben, gehen wir so in der Routine unter, dass wir ganz vergessen uns dem Menschen zuzuwenden. Wir sehen nur noch unseren Job, die erbrachte Leistung, den Erfolg oder Misserfolg wie er ja bei chronischen Krankheitsbildern wie der Multiblen Sklerose  leider der Fall ist. Wir vergessen genauer hinzuschauen und schlagen den Versuch aus, selbst etwas dazuzulernen, zu erfahren, weil wir viel zu viel damit beschäftigt sind zu urteilen: nach unseren alleinig gültigen Maßstäben und nach unseren Standards die uns eine scheinbare Sicherheit vermitteln. Anstatt von denjenigen zu lernen, die noch genügend Kohärenzsinn besitzen um sich selbst und damit auch anderen zu helfen.

 

"Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorüber in der man kann".

Marie Freifrau von Ebner Eschenbach

Was ist Zeit? Wenn man uns nicht fragt, wissen wir es. Wenn man uns danach fragt und wir eine Erklärung abliefern sollen, wissen wir es nicht. Alles was wir sagen können, ist, dass wir entweder zu wenig Zeit oder zu viel Zeit haben. Zu wenig Zeit haben ist nicht immer ein Nachtteil. Weil es uns wichtigmacht. Wer zu wenig Zeit hat, leistet viel. Wir bilden uns sogar etwas darauf ein, wenn wir keine Zeit haben. Es ist sozusagen ein Statussymbol. Denkt nur an ein Handy. Es dient dazu unsere ohnehin knapp bemessene Zeit zu zerstückeln. Es klingelt während wir alleine sind und wir haben keine Zeit mehr für uns. Wenn es klingelt wenn wir unter Leuten sind, haben wir keine Zeit mehr für die uns umgebenden Personen oder für den Anrufer. Je öfter das Handy klingelt, desto weniger Zeit haben wir. Je weniger Zeit wir haben, desto begehrter und erfolgreicher sind wir. Unsere ganze Größe scheint auf dem Zeitmangel aufgebaut zu sein. Hätten wir plötzlich Zeit, hieße es: Wir sind entbehrlich! Die anderen brauchen uns nicht mehr! Zu viel Zeit haben heißt:  Wir  warten, bis es endlich weiter geht.

Wir tun alles, damit die Zeit endlich wieder weniger wird: Wir sehen uns DVD´s an, wir streifen die Qual ab. Je mehr Zeit wir haben desto wertloser fühlen wir uns. Wir wollen schnellstmöglich zurück in den Kreis der Gehetzten. Denn unsere Religion ist Stress. Unsere Gedanken sind meist dort wo sie nicht sein sollten: in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Und wenn wir nicht dabei sind, daran zu denken was wir noch dringendes zu tun haben, grübeln wir. Wir grübeln endlos über Fehler die wir gemacht haben. Was wir alles hätten besser machen können. Was früher alles besser war, aber jetzt nicht mehr. Kaum kommen wir einen Moment zur Ruhe und der Nebel hebt sich, geht es schon wieder los:  Bevor ich das oder jene machen kann, muss ich erst einmal die nächsten zwei Wochen hinter mich bringen, diesen oder jenen Kurs besuchen, die vorgeschriebene Muss-Liste abarbeiten. Meine Freundin müsste ich noch anrufen, die hat sich gestern scheiden lassen und meine pubertierende Tochter braucht noch eine Kopfwäsche weil sie gestern zu spät heim gekommen ist. Abnehmen müsste ich auch noch und mein Mann leidet, weil ich mich so wenig kümmere: „ Nie hast du Zeit“… Wenn ich das alles dann hinter mich gebracht habe, dann habe ich Zeit.  Immer bleibt immer das schlechte Gewissen, das ich nicht gut genug bin, dass ich ineffizient bin, dass die anderen sagen…. Besser nix ändern….Du kannst also hier den heutigen Tag sitzen und glauben, dass du damit dieses Zeitmonster besiegst. Aber glaube mir, es handelt sich nur um eine kurzzeitige Beruhigung deines schlechten Gewissens. Es handelt sich hier nur um eine kurzzeitige Beruhigung deines schlechten Gewissens. Du brauchst keine Belehrung mehr darüber, was wichtig oder dringend ist. Alles was du benötigst, hast du bereits in dir. Du darfst nun endlich einmal Rechenschaft darüber ablegen, wofür du deine Zeit mit vollen Händen ausgibst. Rechne dir einmal aus. Wieviel Zeit dich all die automatisierten roboterhaften Handlungen kosten, die du tagtäglich machst, weil du glaubst, sie machen zu müssen, ohne wirklich mit deinem Herzen dabei zu sein. Wieviel Zeit kosten dich all die dienstbeflissenen Rennereien. Wer hat sich aller an deinem Leben bereichert ohne dass dir überhaupt bewusst bist, wie kostbar deine Zeit ist. Werde wieder faul! Faul sein heißt: absichtlich nicht das tun, was wir tun müssen- sondern das tun was wir tun sollten und zwar genau jetzt.  Faulheit beinhaltet also ein aktives Moment, eine Absicht.  Ein schönes Wort ist auch Muße. Muße heißt: Gelegenheit oder Möglichkeit etwas tun zu können. Dieses Etwas ist das, was wir tun sollten- in diesem, dem rechten Augenblick. Nur leider wissen wir oft nicht, was wir tun sollen. Wenn es darauf ankommt, sind wir immer zu sehr darauf fixiert, was wir tun müssen.