Ich bin ohne Haustiere groß geworden; ich meine wenn man davon absieht, dass meine Großmutter bis ins hohe Alter immer mindestens drei bis vier wilde Katzen gefüttert hat, die sehr scheu waren und nie ins Haus durften und meine Verwandtschaft mütterlicherseits über jegliches Haus- und Hof Vieh verfügte, welches in so einem Bergbauernhof Platz hat. Ein Umstand der mir insofern zugutekam, als ich jeden Sommer ein Minimum an Tierliebe lernen durfte, und das schon als Kind. Wir hatten schon deshalb keinen Hund daheim, weil meine Mutter fast wahnsinnig wurde vor Angst, wenn ein Hund auch nur in ihre Nähe kam. Was zur Folge hatte, dass jedes Hundetier welches ihr begegnete, seine sonst so treuherzigen Augen nach oben rollte und knurrend und kläffend auf sie zukam. Ich weiß nicht, ob ich mir meine Eltern ausgesucht habe. Was ich aus heutiger Sicht jedoch sicher weiß, ist, dass Tiere für mich nicht an eine Leine gehören, dass man sie nicht Gassi führen sollte, dass man ihnen auch nicht beibringen sollte wie man Männchen macht. Weder dies noch sonstiges. Hunde dienen maximal als funktionierende Lawinensuchgeräte und erweiterte Blindenstöcke. So dachte ich zumindest bis jetzt.
Ich muss mir nämlich auf meine mittelalterlichen Tage eingestehen, dass Tiere gut für Tiere als Begleiter für viele Menschen sind, und zwar als Freunde. Man hat festgestellt, dass alte Menschen die im Pflegeheim wohnen, so gut wie nie Besuch bekommen. Freunde sind ein Geschenk. Manche hat man in der Jugend. Wenige findet man im Alter, falls man sie auf seinem Weg zurückgelassen oder verloren hat. Mir wurde dies zum ersten Mal bewusst, als die beste Freundin meiner Mutter bei einem Autounfall verstarb. „ Jetzt habe ich niemanden mehr, dem ich alles anvertrauen kann“, meinte meine Mutter ziemlich verzweifelt. Meine Mutter ist im jungen Alter von 82 Jahren. Sie hat noch ihren Mann und uns. Aber wir leben unser eigenes egoistisches Leben. Meine Mutter wird allein sein, wenn sie sehr alt wird und die Menschen um sie herum tot sind. Vielleicht wäre sie weniger einsam wenn eine Katze oder ein Hund da wären, selbstlos, kritiklos, treu und immer liebevoll. Alte Menschen haben Tiere, oft als einzigen Bezug. Sie spüren sich, sie tragen Verantwortung, sie haben eine Aufgabe. Leider sind Tiere nicht aus Plastik oder Plüsch sondern lebendige Wesen, die Auslauf, gutes Futter, Spielzeiten und Arztbesuche brauchen. Und sie kosten Geld! Und zwar nicht wenig. Manche alte Menschen essen selbst weniger um das Tier füttern zu können. Müssen alte Menschen in ein Heim, spielen sich Dramen ab, wenn sie die Tiere nicht mitnehmen können. Es werden sogar Testamente verfasst in denen festgelegt wird: „Geld gibt´s nur wenn das Tier mitversorgt wird!“ Es ist also verantwortungslos, alten Menschen junge Welpen zu schenken, die all das brauchen, was ein alter, gebrechlicher Mensch ihnen nicht mehr geben kann: Spiel, Spaß, Auslauf, sozialen Kontakt zu anderen Hunden und vieles mehr. Alte Menschen brauchen Tiere die einen entsprechenden Alters sind, welches dem der Senioren ähnelt. Alte Tiere werden langsamer, gemächlicher, gehen das ganze langsamer an. Ich sehe täglich einen alten Mann der mit zwei Stöcken und zwei alten Collie Hunden langsam den Berg herunter spaziert. Die Hunde sind alt, sehr alt. Der Alte und seine Hunde passen gut zusammen. Mensch und Tier als Einheit. Wahrscheinlich muss sich der alte Herr auch keine Sorgen mehr machen, was mit den Tieren passiert, wenn er stirbt. Weil seine treuen Freunde möglicherweise schon vorher durch die bestimmte Türe gehen.
Immer mehr Pflegeheime erlauben heute, dass Hund oder Katze mitkommen können. Auf alle Fälle sollte man bei der Wahl des Heimes darauf achten, dass die treuen Freunde der Großeltern Teil von ihnen sind und nicht getrennt werden können, einfach so.